Schicksalsfrage Pflege. Minister Holetschek trifft PSM-Azubis.

Seit 2020 sind die früher eigenständigen Ausbildungsgänge Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie Altenpflege in der generalistischen Ausbildungsform mit dem Abschluss als „Pflegefachfrau / Pflegefachmann“ zusammengefasst. In dieser Ausbildung erwerben die angehenden Pflegekräfte umfangreiches theoretisches Wissen sowie vertiefte medizinisch-pflegerische Kenntnisse. Durch gezielte praktische Anleitung sollen sie zudem professionell auf den Pflegealltag in allen Versorgungsbereichen vorbereitet werden. Doch gerade diese praktische Anleitung sowie die generellen Ausbildungsbedingungen sind in vielen Einrichtungen, speziell der Langzeitpflege, sehr problematisch. Daher initiierte Manuela Müller von der zum BBZ Augsburg gehörenden Pflegeschule Mering das Treffen zwischen Klaus Holetschek, Peter Tomaschko sowie Auszubildenden und Lehrkräften. Es ging darum, den Politikern aufzuzeigen, wo dringend Optimierungen notwendig sind, damit der Beruf wieder attraktiv wird, denn „95 Prozent unserer Absolventinnen und Absolventen wollen aufgrund der Arbeitsbedingungen später nicht in der Pflege von alten Menschen arbeiten“, so die Lehrerin. Und gerade dort ist der Bedarf jedoch besonders hoch.

 

Der Blick in den Ausbildungs-Alltag: Personalknappheit & Zeitnot

Die Gründe für die mangelnde Attraktivität erklärten Hannah Eichenseher und Nadine Buck – beide am Ende des 2. Ausbildungsjahres – eindrücklich mit ihrem Erfahrungsbericht. Ein wesentlicher Punkt ist, dass es in vielen Langzeitpflegeeinrichtungen generell zu wenig Personal gibt und es damit an Zeit mangelt – Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für eine umfassende Praxisanleitung der Auszubildenden. Im Gegenteil, die Auszubildenden werden in der Regel als volle Arbeitskräfte mit hoher Verantwortung eingesetzt und erleben Dienstzeiten von bis zu 14 Tagen am Stück. Sich physisch oder psychisch zu erholen, ist dabei nicht mehr möglich. Viele Pflegekräfte sind durch den Dauerstress, das fehlende betriebliche Gesundheitsmanagement und die oftmals mangelnde Wertschätzung frustriert und von Burn-Out betroffen. Empathie für die Pflegebedürftigen und prophylaktisches Arbeiten ist vielerorts kaum noch möglich. Zeit raubt zudem die immens aufwendige Dokumentation der Praxisanleitung.

 

Mehr Personal, mehr Wertschätzung, weniger Bürokratie

Für eine bessere praktische Ausbildung ist es vor allem unerlässlich, dass pädagogisch gut ausgebildete, engagierte Praxisanleiter in den Einrichtungen durch Freistellung Zeit für diese wichtige qualitätssichernde Aufgabe haben. Daneben formulieren die Auszubildenden weitere Vorschläge, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen: entbürokratisierte Dokumentation der Praxisanleitung, geregelte Dienstpläne mit genug Erholungszeiten, reduzierte wöchentliche Arbeitszeit wie beispielsweise in Skandinavien, betriebliches Gesundheitsmanagement, tatsächliche Bonus-Zahlungen, Fahrtkostenzuschüsse, Konsequenzen bei schlechten Qualitätsprüfungen, bessere Versorgung mit Pflegehilfsmitteln und mehr Fortbildungsangebote. Damit lassen sich neue Fachkräfte gewinnen und vor allem auch halten.

Generell bietet die generalistische Ausbildung allen Auszubildenden die Chance auf breites Wissen und vielfältige spätere Einsatzmöglichkeiten. In manchen Ausbildungsbereichen, wie zum Beispiel der pädiatrischen Versorgung, ist die Zeit in den Einrichtungen jedoch zu knapp bemessen, um genug praktische Erfahrung zu sammeln und qualifiziert handeln zu können. Hier könnte eine Verlängerung der Ausbildungszeit Abhilfe schaffen.

 

Hausaufgaben für Politik und Arbeitgeber

Klaus Holetschek zeigte sich sehr beeindruckt von den Erfahrungsberichten und konstruktiven Vorschlägen der Auszubildenden und Lehrkräfte: „Ich nehme ernst, was mir heute mitgegeben worden ist. Mir ist das Thema sehr wichtig. Vorrangig ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit mehr Menschen in der Pflege tätig werden. Denn damit wird kompetente, zugewandte und menschliche Pflege möglich. Es ist jetzt unbedingt notwendig, das System vernünftig auszutarieren, die Pflege aufzuwerten und damit die Qualität zu erhöhen. Prozesse müssen optimiert werden – ohne zusätzliche Bürokratie. Wir werden die Generalistik evaluieren, um ihre Attraktivität zu steigern. Die Politik hat Hausaufgaben zu machen, aber auch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber stehen in der Verantwortung. Ich danke Ihnen, dass Sie diesen Job machen und sich kümmern.“
 

Generalistische Ausbildung bewährt sich

„Wir an der Pflegeschule Mering sind davon überzeugt, dass der Zusammenschluss der früher eigenständigen Ausbildungsgänge in der generalistischen Ausbildung der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung trägt und eine einheitliche Sichtweise auf die Pflege ermöglicht. Als Schule unterstützen wir die Einrichtungen tatkräftig dabei, dass gut ausgebildetes Personal zur Verfügung steht. Doch auch wir können uns der Forderung nach verbesserten Rahmenbedingungen nur anschließen, damit die Pflegekräfte lange gesund im Beruf bleiben können“, fasste Schulleiter Dietmar Köpernik aus Sicht der Schule zusammen.


Pflegeschule Mering – eine Berufsfachschule des BBZ Augsburg

Die staatlich anerkannte Pflegeschule Mering wurde 2004 gegründet. Sie ist die einzige Schule ihrer Art im Landkreis Aichach-Friedberg und arbeitet mit über 40 Ausbildungsbetrieben und Einrichtungen der stationären und ambulanten Akut- und Langzeitpflege in der Region vertrauensvoll und eng zusammen.

Ziel ist es, dass die Auszubildenden die Schule nach Ende der Ausbildung als professionelle Pflegefachkräfte verlassen. Dazu vermitteln die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern alle erforderlichen Kompetenzen, die sie als Fachkraft in der Pflege benötigen. Sie begleiten sie dabei individuell bei ihrer persönlichen Entwicklung und bereiten sie optimal für ihre künftigen Aufgaben als Pflegefachkraft vor.

Gemeinsam mit der Berufsfachschule für Medizinisch-Technische Laboratoriumsassistenten, der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe, Krankenpflegehilfe sowie der Fachakademie für Sozialpädagogik bildet die Berufsfachschule für Pflege ein Kompetenzzentrum für die Ausbildung von pädagogischen, medizinischen und pflegerischen Fachkräften in der Region.

Der Schulträger, das BBZ Augsburg, verfügt über eine langjährige Erfahrung in der beruflichen Schulbildung medizinischer und pflegerischer Berufe. Die Pflegeschule Mering ist Teil dieses Kompetenz-Netzwerks und profitiert von diesen Erfahrungen in der beruflichen Ausbildung, neuesten Didaktikansätzen und weiteren schulübergreifenden Synergieeffekten. Examinierten Pflegefachkräften bietet das BBZ ein umfangreiches Weiterbildungsangebot, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln – etwa mit der Weiterbildung zur Pflegedienstleitung, Stationsleitung oder Praxisanleitung.

Unsere Partner und Auftraggeber